Warum dein Boden bald bankrott sein könnte: Das Geheimnis des Humus-Kontos

Letzte Woche war ich auf der MELA in Mühlengeez, diese Woche soll es um das Thema Humus gehen. Der letzte Artikel zum Thema Glyphosat wurde stark kommentiert. Ich würde mich über eine ähnliche Diskussion freuen. Schnappt euch ’nen Kaffee, los geht’s mit dem Thema Humus!

Humus ist für jeden Ackerbauern ein Schlüssel zum Erfolg, gerade in den nächsten Jahren wird das Thema immer wichtiger werden. Im Artikel geht es um die Themen: 

Wie kann der Humusgehalt im Boden gesteigert werden und welche Humusfraktionen gibt es überhaupt? Welche Vorteile ziehst du als Landwirt von einem steigenden Humusgehalt und wie lange dauert das Ganze?

Was ist das Humus-Konto?

Stell dir deinen gesamten Humus als dein gesamtes Vermögen vor. Wie in deiner Bilanz gibt es verschiedene Konten. Der Reststoff-Humus (Stroh, Gülle, Mist) ist wie dein Tagesgeldkonto, du kommst in der Regel schnell ran und kannst damit kurzfristige Defizite ausgleichen. Dein mineralisch gebundener Humus (Ton-Humus-Komplex) ist dein Anlagevermögen, sprich deine Gebäude, Ställe und Infrastruktur. Ziel ist es, dass alle deine Konten prall gefüllt sind. Doch durch ein Zuviel am Rumwühlen im Boden wird dein Anlagevermögen und dein Tagesgeldkonto Stück für Stück zerstört und du hast in Krisenzeiten nicht genug Reserven, von denen du leben kannst.

Nicht umsonst gibt es den Spruch: Eine Ernte auf dem Feld, eine in der Scheune und eine Ernte auf der Bank. Ja, mir ist klar, dass dies in den letzten Jahren immer herausfordernder geworden ist, du kannst mit 4 einfachen Methoden dein Anlage- und dein Tagesgeldkonto steigern und wieder füllen:

4 wichtige Punkte, um dein Humus-Konto zu füllen:

  1. Minimale Bodenstörung (Ziel: Direktsaat)
  2. Anbau von mehrjährigen Kulturen (Gräser, Luzerne)
  3. Möglichst ganzjährig lebendige Wurzeln im Boden (Zwischenfrüchte)
  4. Integration von Nutztieren (Weidetiere, egal welcher Art)

Das Beste daran: Bei der Kombination von verschiedenen Maßnahmen erhältst du einen Zinseszinseffekt, sprich nicht 1+1 = 2, sondern 1+1 = 3. Den größten Zinseszins-Effekt hat die Integration von Nutztieren. Mir ist klar, dass man zum einen die ersten Tiere braucht, die auf die Weide können, und dass es große Herausforderungen beim Thema Weidehaltung gibt. (Wolfsschutz, Weidezäune, überhaupt Tiere)

Wissenschaftlicher Hintergrund und Praxiserfahrungen

Das ganze Wissen stammt aus folgender Meta-Studie: Restoring particulate and mineral-associated organic carbon through regenerative agriculture | PNAS

Wahrscheinlich sagst du jetzt: Glaube niemals einer Studie, außer du hast sie selbst gefälscht. 

Da gebe ich dir vollkommen recht. Diese Metastudie beleuchtet aber viele verschiedene Studien und wenn man tief in diese Studie eintaucht, bestätigt sie viele Aussagen von No-till-Landwirten wie Heiner Willenbrok, Ulrich Zink oder Alexander Klümper oder Landwirten, die regenerativ arbeiten, wie Michael Reber oder Hof Schierholz. Es gibt aber zwei Unterschiede, die du wahrscheinlich noch nicht gehört hast:

– No-till funktioniert umso besser, je wärmer es ist, und somit steigt der Bodenhumusgehalt an.

– Der Boden in unseren Breiten sollte nicht mehr als einmal pro Jahr bewegt werden, damit der mineralisch gebundene Kohlenstoff (MAOC) nicht angegriffen wird.

Wie voll ist dein Konto?

Jetzt sagst du vielleicht: Egal, mein Boden hat kein Problem mit zu wenig Humus, das habe ich alles schon mal ausprobiert oder es hat nichts gebracht. Die Auswertung von verschiedenen Studien zeigt, dass das mineralisch gebundene Humuskonto (Anlagekonto) zu 70% geplündert ist. Das Anlagekonto ist meist auch das größte Konto, wie wahrscheinlich bei dir auch, und gefüllt mit Flächen und Gebäuden. Das Blöde bei der Sache ist, dass sich das Konto nur langsam füllt und in den ersten Jahren zahlst du nur „Zinsen“ und tilgst kaum. Erst nach ca. 6 Jahren deiner Einzahlungen siehst du Ergebnisse auf deinem Konto. Nach ca. 12 Jahren hast du einen erheblichen Teil getilgt und merkst, wie dein Boden resilienter geworden ist. Das zeigt nicht nur die Studie, sondern es berichten auch die Landwirte, die ich oben erwähnt habe. Du brauchst einen langen Atem, bis du den Unterschied in der Wasserhaltekapazität und der biologischen Aktivität siehst. Gerade deine Nachkommen werden es dir danken, wenn du dich auf den Weg gemacht hast, Dinge in deinem Betrieb zu ändern. Du wirst Stück für Stück merken, dass deine Pflanzen weniger Dünger und Pflanzenschutzmittel brauchen und sich das Unkrautspektrum verändert. Du glaubst mir nicht, dann schau mal auf dem Kanal von soilify.de vorbei, dort berichten Landwirte von der Veränderung. Ähnliche Effekte werden durch das Catchy-Projekt beschrieben.

Meta-Studie: Daten und Zahlen, das kannst du erwarten

  • Durch regenerative Methoden kann der gesamte Humusgehalt im Boden um bis zu 20% gesteigert werden.
  • Ein höherer Humusgehalt kann die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens um bis zu 15% erhöhen.
  • Der Anteil an mineralisch gebundenem Humus, der langfristig im Boden bleibt, kann durch regenerative Praktiken um 10% steigen.

Werkzeugkoffer

Am Ende des Tages ist es so: Wer sich um seinen Boden kümmert, kriegt auch was zurück. Und wer seinen Humusgehalt im Blick behält und mit No-till und anderen regenerativen Methoden arbeitet, der kann langfristig nur gewinnen. Ohne Aufzeichnungen und Daten wirst du immer nur aus dem Bauch heraus agieren. Nichts gegen deinen Bauch und deine Erfahrung, aber evidenzbasierte Entscheidungen sind langfristig nachhaltig und geben dir einen Vorsprung. Unsere Sensoren von Permarobotics sind dabei dein Co-Pilot für digitale Landwirtschaft. Mit dem Feldwächter kannst du die Bodenfeuchte und Bodentemperatur überwachen und kommst zum richtigen Zeitpunkt auf deinen Acker, ohne dass du Strukturschäden auf deinem Acker hinterlässt.

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Ich hoffe, dieser Text bringt dich weiter auf deinem Weg zu einer nachhaltigen und erfolgreichen Landwirtschaft. Bis zum nächsten Mal!

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